Die Landgrafen von Leuchtenberg

Seit der Mitte des 12. Jahrhunderts gelang den Leuchtenbergern, einst Vasallen der Diepoldinger Markgrafen, der Aufstieg zu einem der bedeutendsten Adelsgeschlechter auf dem Gebiet der heutigen Oberpfalz. Wie Otto V. von Wittelsbach, so ehelichte auch Gebhard I. von Leuchtenberg eine Tochter Friedrichs von Lengenfeld. Gebhard konnte so den Gundstock seiner nordgauischen Besitzungen mit dem Erbe der Herren von Hopfenohe-Pettendorf-Lengenfeld legen. Die Leuchtenberger gehörten dem Dynastenadel an und genossen bevorzugte Stellung im staufischen Gefolgstroß. Im Jahr 1158, seit dem Reichstag zu Roncaglia, legten sie das Beiwort "de Lukenberge" ab und führten den Titel eines Grafen von Leuchtenberg.

 

 

 

Luftbild der Burg Leuchtenberg
aus dem Jahre 2016

Foto: Rudolf Hager

Gegen Ende des 12. Jahrhunderts nannten sie sich Landgrafen von Leuchtenberg, wohl in Nachfolge der Landgrafen von Stefling aus dem Hause der Pabonen. Die Leuchtenberger waren zu Landgrafen aufgestiegen. Entsprechend der Standeserhebung hatte auch Vermögen, Besitz und Rechte in ihrem Umfang und Ausdehnung Schritt gehalten. Von den Stammlanden an der Naab und Luhe, zwischen Pfreimd, Weiden und Leuchtenberg, griffen die Landgrafen weit hinaus in den oberpfälzischen Raum. So konnten sie Gebiete in Franken, Eigengüter, Reichs- und Stiftslehen um Regensburg und im Egerland erwerben. Ihr engagierter Dienst für das Reich unter dem Hause Luxemburg führte sie vor allem nach Schwaben, Franken und auch nach Böhmen. In der Folge mussten im gewissen Maße ihre eigenen Expansionsbestrebungen zurückstehen. Nachteilig erwies sich zudem die unmittelbare Gebietsnachbarschaft zu den Wittelsbachern. Für sie waren die Leuchtenberger stets ein unliebsamer „Stachel im eigenen Fleisch.“ Dennoch konnten die Landgrafen ihren Einflussbereich ausbauern.

 

 

Teilausschnitt einer historischen Landkarte
von Cordier aus dem Jahre 1655

Im 14. Jh. erstreckte sich der Besitz der Leuchtenberger quer durch die nördliche Oberpfalz, gefolgt von den über die ganze Oberpfalz, Mittelfranken und Böhmen verstreuten Lehen. Diesen reihten sich Pfandschaften der bayerischen Herzöge an und schließen mit der Erwerbung der Grafschaft Hals, unmittelbar vor den Toren der Stadt Passau. Der imposante Herrschaftskomplex konnte aber aufgrund mehrerer Besitzteilungen und mißgünstiger  Zeitumstände auf Dauer nicht gehalten werden. Nach dem Tod von Kaiser Karls IV. und der Absetzung seines Sohnes Wenzel begann die Veräußerung leuchtenbergischen Besitzes. Schließlich ging fast alles, was durch die Gebietsteilung von 1366 der jüngeren Linie  zugefallen war, und auch die Grafschaft Hals verloren.

Der zu Beginn des 16. Jahrhunderts wiederbeginnende Aufstieg des Hauses kam bereits um die Mitte des Jahrhunderts durch das feindselige Verhalten der Kurpfalz und der verwandtschaftlichen Beziehungen zu Markgraf Albrecht Alcibiades von Brandenburg-Franken zum Erliegen. Die unglückliche Kriegsführung des Markgrafen wurde von Landgraf Georg III. tatkräftig unterstützt. Durch die Bereitstellung von Geldsummen und Material wurde der Niedergang der Landgrafschaft enorm begüstigt.

 

rechts: Medaille auf Landgraf Georg III. (1531 - 1555)

Die Leuchtenberger, welche um die Mitte des 15. Jh. Sitz und Stimme im Reichsfürstenstand erhielten, verloren zusehends an Bedeutung. Die Schuldenlast der Herrschaft konnte auch durch die von Landgraf Ludwig Heinrich im Jahre 1549 durch Heirat erworbenen bedeutenden niederländischen Einkünfte nicht mehr gedeckt werden. Durch den Niederländischen Krieg kam diese Einnahmequelle fast zum Erliegen. Vebindlichkeiten sowohl des Kaisers als auch des Reiches gegenüber dem Hause Leuchtenberg blieben schuldig.

 

links: Grabplatte des Landgrafen Leopold (1404 - 1463)

 

links:
Kupferstich Landgraf Georg Ludwig (1557 - 1613)

rechts:
Kupferstich Mechthildis Landgräfin von Leuchtenberg (1588 - 1634)
(aufgrund ihrer Ehe mit dem bayerischen Herzog
Albrechts VI. fällt das Leuchtenberger Lehen an die
Wittelsbacher)

Landgraf Georg Ludwig versuchte zu Anfang des 17. Jh. vergeblich, die ausstehenden Forderungen in Höhe von 200.000 fl. beim Kaiser einzukasieren. Mit dem Tod des letzten Landgrafen Maximilian Adam im Jahre 1646 gelangten die reichslehenbaren Gebiete der Landgrafschaft an Herzog Albrecht VI. von Bayern als nächsten Verwandten. Von einer nur kurzen Unterbrechung während des Spanischen Erbfolgekrieges abgesehen, blieb die Landgrafschaft Leuchtenberg als Reichslehen in Wittelsbacher Besitz. Als "jüngere Landgrafschaft" wurde sie bis zur Auflösung des Heiligen Römischen Reiches separat verwaltet.

 

rechts:
Kupferstich Maximilian Adam Landgraf von Leuchtenberg (1621 - 1646)
(mit dem Tod von Maximilian Adam im Jahre 1646 stirbt
das Geschlecht der Leuchtenberger aus)

Nach den napoleonischen Umbrüchen verlieh König Maximilian I. Joseph von Bayern im Jahr 1817 seinem Schwiegersohn Eugène de Beauharnais, dem ehemaligen Vizekönig von Italien, den Titel eines Herzogs von Leuchtenberg und wies ihm das säkularisierte Bistum Eichstätt als Fürstentum zu.    

 

Text und Bilder: Helmut Friedl